Ausstellung

Bilder von Pflanzen sind mehr als nur Bilder von Pflanzen. Sie erzählen uns immer auch von Menschen, deren Wünschen und Ängsten, Lebenseinstellungen und Weltordnungen. Das tun sie heute, und das taten sie vor hundert Jahren, als eine städtische und technikbegeisterte Moderne den Pflanzen neue Aufmerksamkeit schenkte. Zurückgeblieben sind tropische »Zimmergärten« auf Papier gezeichnet, Kakteen auf Leinwand, Blumenkleider in Silbergelatine oder Knospen und Zweige aus Marmor und Bronze. Um im Dickicht der Bilder Struktur zu schaffen, ist die Ausstellung in mehrere Kapitel gegliedert, die unterschiedliche Antworten geben auf die Frage: Was verraten uns die Bilder über das Verhältnis des Menschen zur Pflanze? Ein Verhältnis, das uns inmitten von Klimakrise und Artensterben einmal mehr beschäftigt.

Die Pflanze als das »Andere«

Mit ihrem Lied vom kleinen grünen Kaktus besangen die Comedian Harmonists ein Gewächs, das Anfang des 20. Jahrhunderts außerordentlich populär war. Der Kaktus galt als »Symbol des Exotischen, des Antibürgerlichen, des Weltreisegedankens«, wie es im Buch Die Schönheit unserer Kakteen 1925 hieß. »Unsere« Kakteen konnten sie allerdings erst werden, indem »Kakteenjäger« wie Curt Backeberg ihre Bedeutung für die indigene Bevölkerung und die ökologischen Zusammenhänge missachteten und sie in Nord- und Südamerika rodeten. In Deutschland bildeten sie das ästhetische und botanische »Andere«. Wie auch beim Gummibaum oder der Monstera wurden vor allem ihre klaren Formen geschätzt. »Naturplastik« nannte der Fotograf Albert Renger-Patzsch Kakteen. Die Botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien in Berlin erforschte derweil, auf welche Weise die Plantagenwirtschaft verschiedener Nutzpflanzen intensiviert werden könne. Aber dieser Hintergrund bleibt in den Bildern ebenso »unscharf, gegenstandslos«, wie Renger-Patzsch es für Aufnahmen von Kakteen empfahl.

Postkarte von Clärchen an Antonie Christoph in Görlitz, 31.5.1897
»Tropischer Ballsaal«, Flora, Köln, 1928. Sammlung Joachim Brokmeier, Köln
Otto Feldmann, Park mit Palme und Herr in Blau, 1911/1913. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 02649
Friedrich Seidenstücker, Kohlenträger, 1930. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1980/0001 VI
Werbeanzeige aus der Illustrirten Zeitung, 1914
Gottheil & Sohn (Richard Theodor Gottheil & Albert Gottheil), Zwei Herren neben einer Konsole mit Pflanzen. Museum Ludwig, Köln, FH 09538
Otto Dix, Das Fenster, 1923. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1950/049
Postkarte, 1913
Werner Schükerk, Die Zeit des Gärtnerns hebt an, in: Das Leben, April 1933. SLUB Dresden
Franz Wilhelm Seiwert, Hinterhof, 1922. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1978/007
Ludwig Ernst Ronig, Bürger, um 1924. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1982/004
Werner Mantz, Entwurfszeichung für ein Esszimmer, 1929. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1979/1286
Werner Mantz, Schlafzimmer, um 1929. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1979/1306
Werner Mantz, Arbeitszimmer, um 1929/30. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1979/1295
Postkarte, 1933
Postkarte von Eltern und Bruder an Fritz Küfer zum 21. Geburtstag, 26.5.1921
Anton Räderscheidt, Kaktusstillleben, 1925. Museum Ludwig, Köln, ML 76/2377
Comedian Harmonists, Mein kleiner grüner Kaktus, 1933
Karl Schmidt-Rottluff, Postkarte an Rosa Schapire, 1922. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1957/027
Kakteenfenster in der Wohnung von Rosa Schapire, Möbel und Gemälde: Karl Schmidt-Rottluff, 1922. Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Nachlass Gerhard Wietek
Werbemarke für die Ausstellung Haus, Herd, Garten, Mainz, 1927
Werner Mantz, Haus Grobel, 1927. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1979/1341
Werner Mantz, Kakteenfenster im Haus Dr. C., Köln-Marienburg, 1927. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1979/1335
Lehnsessel aus Chromstahl, Design: Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand, in: Innen-Dekoration, August 1930
Aenne Biermann, Kaktus, um 1929. Museum Ludwig, Köln, FH 08022
Albert Renger-Patzsch, Blühender Kaktus, 1920/1925. Museum Ludwig, Köln, ML/Dep. 7576
»Eine Veredelung. Aus der Werkstatt des Liebhabers«, in: Harry Maasz, Die Schönheit unserer Kakteen, Frankfurt/Oder: Trowitzsch 1925
Illustration aus Curt Backeberg, Kakteenjagd zwischen Texas und Patagonien, Berlin: Brehm 1930
Keystone View Company, Agaven in Yucatan, Mexiko, um 1910
Albert Renger-Patzsch, Agave, 1920er Jahre. Museum Ludwig, Köln, ML/Dep. 7579
Albert Renger-Patzsch, Heterotrichum macrodum, 1922. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1977/0663
William Jackson Hooker, Miconia macrodon (Naudin) Wurdack, Venezuela, in: Herbarium Hookerianum, 1822. Royal Botanic Gardens, Kew, Library and Archives
Johs. Tellkamp’s Welt-Gartenbau-Etablissement, Hillegorn-Haarlem, Prachtknollen für Töpfe und Pracht-Stauden (Preisliste), 1910
Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel, um 1929. Berlinische Galerie. Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Ein Gewächshaus der Kakteenhandlung Haage, Erfurt, 1933
Carl Spitzweg, Der Kaktusfreund, 1858 (Reproduktion, 1910er Jahre)
Carl Spitzweg, Der Kaktusliebhaber, 1850 (Reproduktion, 1. Hälfte 20. Jh.)
Kitty Hofmann, Illustration aus »Exotische Pflanzen, aparte Frauen« von Claire Patek, in: Das Leben, Juli 1928
Kitty Hofmann, Illustration aus »Exotische Pflanzen, aparte Frauen« von Claire Patek, in: Das Leben, Juli 1928

Die angeeignete Pflanze

Martha Dix, Anneli Strohal, Greta Garbo – sie alle tragen in ihren Porträts Kleider mit Blumenmuster. Flora, die antike Göttin der Blüte, lebte auch in der sogenannten Neuen Frau fort, die kurze Haare trug und damit bei so manchen Mitmenschen Angst vor einer »Vermännlichung« der Gesellschaft auslöste. Marlene Dietrich begegnet dieser Furcht mit einer übergroßen Blüte am Revers ihres Fracks und einem ironischen Lächeln. Auch die Malerin Lili Elbe, die sich in den 1930er Jahren als eine der ersten Personen überhaupt geschlechtsangleichenden Operationen unterzog, trug Blumenkleider, um ihr Frau-Sein zu unterstreichen. Seit Jahrtausenden waren westliche Vorstellungen von Weiblichkeit mit Blumen verknüpft. Weniger öffentlich, unter der Kleidung, fanden sich Blumen auf der tätowierten Haut aller Geschlechter. Und ab 1911 trat der Tänzer Vaslav Nijinsky weltweit, auch in Köln, im Ballett Le Spectre de la rose (Der Geist der Rose) »als Verkörperung belebenden und verführerischen Blumenduftes« auf, wie es im Berliner Tageblatt hieß. In seiner Rolle als Rose, mit einem Kostüm voller rosafarbener Seidenblüten bekleidet,  befreite er das Ballett von überlieferten Geschlechterrollen.

Christian Warlich (Tätowierer), Ohne Titel, 1920er Jahre. Museum für Hamburgische Geschichte – Stiftung Historische Museen Hamburg
Erich Heckel, Männerkopf (Bildnis des Bruders oder Selbstbildnis), 1923. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1950/093
Hugo Erfurth, Bildnis einer sitzenden jungen Frau, um 1925. Museum Ludwig, Köln, FH 01256
Richard Halang, Brautpaar, 1920er Jahre
Arthur Benda, Dame mit Rosen, 1913. Museum Ludwig, Köln, FH 09302
Alfred Eisenstaedt, Marlene Dietrich, um 1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1977/0247
Otto Dix, Martha Dix, 1926. Museum Ludwig, Köln, ML 10283
August Sander, Sekretärin beim Westdeutschen Rundfunk in Köln (Anneli Strohal), 1931. Museum Ludwig, Köln, FH 12558
Hugo Erfurth, Porträt einer Frau, 1932. Museum Ludwig, Erfurth, ML/F 1977/0259
Lili Elbe und Claude Lejeune in Frankreich, 1928
Fotopostkarte der Schauspielerin Marte Harell, 1920er Jahre
Hugo Erfurth, Otto Dix, 1929. Museum Ludwig, Köln, FH 01182
Lonia Winternitz, Illustration aus »Der entschwundene Dandy«, in: Das Magazin, September 1929
Emil Otto Hoppé, Vaslav Nijinsky im Ballett Le Spectre de la rose, 1913. Deutsches Tanzarchiv Köln
Werner Mantz, Schlafraum mit großem Atelierfenster, 1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1979/1343
Hugo Erfurth, Mary Wigman, um 1920. Museum Ludwig, Köln, FH 01228

Blüte und Geschlecht

Die Blüte ist das Sexualorgan der Blume. Wenngleich die meisten Blumen zwittrig sind, Staub- und Fruchtblätter besitzen, wurden sie von Wissenschaftlern wie dem schwedischen Botaniker Carl von Linné (1707–1778) als getrennt männlich oder weiblich beschrieben und auf menschliche, heterosexuelle Denkmodelle übertragen. So schrieb er: »Die Blütenblätter […] dienen als Hochzeitsbetten, vom Schöpfer so herrlich geschaffen, verziert mit edlen Vorhängen und mit mannigfaltigen zarten Düften parfümiert, dass der Bräutigam die Hochzeitsnächte mit seiner Braut hier umso festlicher feiern kann.« Die Sexualisierung der Blume lässt sich noch im 20. Jahrhundert vielfältig beobachten, etwa in Hans Arps Skulptur Knospenkranz.

»Frühling«, in: Fliegende Blätter, Nr. 3172, 1906
Max Baur, Weidenkätzchen, 1930er Jahre. Museum Ludwig, Köln, FH 09280
Max Baur, Baumkätzchen, 1930er Jahre. Museum Ludwig, Köln, FH 09287
Josef Bott, Brautpaar, 1929
Atelier Ernst Rost, Brautpaar Paul und Marta, 1920
Max Voigt, Brautpaar Otto und Anny, 1920
Fotopostkarte der Schauspielerin Greta Garbo, 1920er Jahre
Hans Arp, Knospenkranz, 1936. Museum Ludwig, Köln, ML 76 / SK 0298
Franz Wilhelm Seiwert, Blume mit Schmetterling vor Haus, 1921/22. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1978/002
Norddeutsche Tapetenfabrik Hölscher und Breimer, Tapetenentwurf, 1921–1926. Museumslandschaft Hessen Kassel, Tapetensammlung
Fotopostkarte (Collage), 1913
Max Ernst, Tänzerin, aus einer Blüte steigend, um 1913. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1963/001
Karl Schenker, Porträt einer Frau, 1920er Jahre. Museum Ludwig, Köln, ML/F 2014/0031

Pflanzenhorror

Horror beschreibt die Angst vor Phänomenen jenseits des Vertrauten. Pflanzen, die an Tiere oder Menschen erinnern, waren und sind im Horrorgenre ein beliebtes Motiv. Über das Buch Alraune (1911) von Hanns Heinz Ewers schrieb der Künstler George Grosz seinerzeit, es sei »gerade das Buch der Saison […], das meistgelesene in den Leihbibliotheken«. 1928 folgte die erste Verfilmung der Geschichte um eine Femme fatale, die nach der giftigen Alraunwurzel benannt ist. In Nosferatu (1922) diente ein kurzer Naturfilm derweil dazu, die fleischfressende Venusfliegenfalle mit einem Vampir zu vergleichen; immerhin galt eine Pflanze, die Tiere isst, als die Umkehrung einer vermeintlich natürlichen Ordnung. Und in Gustav Meyrinks Geschichte Die Pflanzen des Dr. Cinderella (1913) war es eine »animalische« Schlingpflanze, die Gruseln erzeugte:

»Mir wurde kalt vor Grauen, und ich schlich den Gang weiter, seiner Krümmung entlang. Einmal faßte ich nach der Mauer und griff dabei in ein splittriges Holzgitter, wie man es verwendet, um Schlingpflanzen zu ziehen. Es schienen auch solche in großer Menge daran zu wachsen, denn ich blieb fast hängen in einem Netz stengelartigen Geranks. Das Unbegreifliche war nur, daß sich diese Pflanzen, oder was es sonst sein mochte, blutwarm und strotzend anfühlten und überhaupt einen ganz animalischen Eindruck auf den Tastsinn machten. […] In diesem Moment flackerte ein Licht irgendwo auf und erhellte eine Sekunde lang die Wand vor mir. Was ich je an Furcht und Grauen empfunden, war nichts gegen diesen Augenblick. […] Und alles schienen Teile, aus lebenden Körpern entnommen, mit unbegreiflicher Kunst zusammengefügt, ihrer menschlichen Beseelung beraubt, und auf rein vegetatives Wachstum heruntergedrückt.«

Ernst Fuhrmann, Hyazinthenwurzel, um 1930. Museum Ludwig, Köln, ML/F 2022/0003
Alraune (Regie: Henrik Galeen), 1928
Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (Regie: Friedrich Wilhelm Murnau), 1922, Auszug
Sammelbild der Firma Liebig, Insektenfressende Pflanzen:
1. Fettkraut, 1932
Sammelbild der Firma Liebig, Insektenfressende Pflanzen:
2. Sonnentau, 1932
Sammelbild der Firma Liebig, Insektenfressende Pflanzen:
3. Wasserhelm, 1932
Sammelbild der Firma Liebig, Insektenfressende Pflanzen:
4. Fliegenfalle, 1932
Sammelbild der Firma Liebig, Insektenfressende Pflanzen:
5. Aldrovanda, 1932
Sammelbild der Firma Liebig, Insektenfressende Pflanzen:
6. Kannenträger, 1932
Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel, um 1927. Berlinische Galerie. Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur

Die Pflanze als Form und Farbe

Der Fotograf Karl Blossfeldt interessierte sich nicht für Pflanzen, ihre Namen und Funktionen. Was ihn interessierte, war ihre Form, die er für die Fotografie – manchmal bis zur Unkenntlichkeit – zurechtstutzte, damit Kunstgewerbler*innen sie als Vorlage für ihre Entwürfe nutzen konnten. Auch in der professionellen Floristik diente die Pflanze als »Baustoff«, wie der Kunsthistoriker Alfred Lichtwark 1905 schrieb: »In der Kunst des Straussbindens brachte man es nun nach wenigen Jahren wirklich sehr weit. Da grüne Blätter für roh galten, suchte man nach braunen und gelblichen, und wenn eine Blume nur grüne Blätter hatte, so wurde der Fehler verbessert, indem man ihr die braunen einer anderen andrahtete. Ich habe in Berlin jahrelang die Rosen nur mit den gelben oder braunen Blättern der Mahonia gesehen, nie mit ihren eigenen, und wer vor einem Berliner Blumenladen stand, konnte sich nur mit Mühe überzeugen, dass die ›Arrangements‹, die da auf dem schwarzen Sammet lagen, wirklich aus lebenden Blumen hergestellt waren und nicht aus künstlichen.« Andere, etwa der Künstler Karl Schmidt-Rottluff, verwendeten Blumen wie den giftigen Rittersporn für eine kontrastreiche Farbigkeit im Bild.

Karl Blossfeldt, Arbeitscollage, Tafel 42, 1910. Museum Ludwig, Köln, ML/Dep. 7453
Karl Blossfeldt, Aesculus parviflora, kleinblütige amerikanische Rosskastanie, in zwölffacher Vergrößerung, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1980/0356/08
Karl Blossfeldt, Aristolochia specialis, Osterluzei, junger Rankentrieb, in achtfacher Vergrößerung, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1980/0356/09
Karl Blossfeldt, Acanthus mollis, Bärenklau, Deckblätter, in vierfacher Vergrößerung, 1900/1928, ML/F 1980/0356/02
Karl Blossfeldt, Orientalischer Mohn, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1980/0356/06
Karl Blossfeldt, Blumenbachia hieronymi, geöffnete Samenkapsel, in achtfacher Vergrößerung, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1980/0356/11
Karl Blossfeldt, Seseli gummiferum, Sesel, Deckblatt, in zehnfacher Vergrößerung, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1980/0356/01
Karl Blossfeldt, Impatiens glanduligera, Balsamine, Springkraut, Stengel in naturgetreuer Größe, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1980/0356/04
Karl Blossfeldt, Weberdistel, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln, FH 09241
Karl Blossfeldt, Küchenschelle, mit Knetmasse fixiert, vor 1926. Archiv der Universität der Künste Berlin / SLUB / Deutsche Fotothek
Karl Schmidt-Rottluff, Rittersporn am Fenster, 1922. Museum Ludwig, Köln, ML 76/2873
Karl Schmidt-Rottluff, Lupinen im Zimmer, 1921. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1950/178
Max Baur, Margeriten und Wiesenkerbel, 1930er Jahre. Museum Ludwig, Köln, FH 09274
Max Baur, Glockenblumen mit Zittergras, 1930er Jahre, Museum Ludwig, Köln, FH 09279
Ernst Ludwig Kirchner, Stillleben mit Tulpen, 1912. Museum Ludwig, Köln, ML 76/2751
Karl Blossfeldt, Orientalischer Mohn. Knospe, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln, FH 09239
Karl Blossfeldt, Blumenbachia hieronymi, geschlossene Samenkapsel, in achtfacher Vergrößerung, 1910/1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1980/0356/12
Karl Schmidt-Rottluff, Flieder, 1922. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1950/180
Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel, um 1929. Berlinische Galerie. Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Karl Blossfeldt, Eryngium Bourgatii, Mannstreu, Blatt in fünffacher Vergrößerung, 1915/1920. Museum Ludwig, Köln, ML/Dep. 7455
Karl Blossfeldt, Blütendolde einer Knoblauchpflanze, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln, FH 09242
Karl Blossfeldt, Salvia officinalis, Salbei, 15 x vergrößert, 1915/20. Museum Ludwig, Köln, ML/Dep. 7454

Die Pflanze als Verwandte

»Das Tier lebt, die Pflanze aber nicht, das ist die landläufige Ansicht«, konnte man noch 1920 lesen. Zeitrafferfilme von Pflanzen rüttelten gewaltig an dieser Ansicht. Aufnahmen durch das Mikroskop hatten schon im 19. Jahrhundert erkennen lassen, dass Menschen, Tiere und Pflanzen alle aus Zellen aufgebaut sind. Und Beobachtungen von Unterwassergewächsen hatten ergeben, dass die Pflanze den Sauerstoff produziert, den der Mensch atmet. Im frühen 20. Jahrhundert wurden die Grenzen zwischen Mensch und Pflanze durchlässiger, und der Westen erlebte einen frühen »nonhuman turn«, eine Hinwendung zu den Tätigkeiten nicht-menschlichen Lebens. Populär waren die Schriften des indischen Wissenschaftlers Jagadish Chunder Bose. In Die Pflanzen-Schrift und ihre Offenbarungen (dt. 1928) hielt er fest: »Wie menschenähnlich benimmt sich die Pflanze da überall! Ja, in gewisser Hinsicht können wir bei der Pflanze Fähigkeiten finden, welche die des Menschen noch übertreffen! Ich wurde hierauf eines Tages aufmerksam[,] als ich in meinem Laboratorium eine Reaktionskurve von Mimosa aufnahm. Ich erhielt eine gleichförmige Kurve; doch mit einem Male verkleinerten sich die Ausschläge; ich konnte dafür zunächst keine Ursache finden […]. Als ich aber zum Fenster hinausblickte, bemerkte ich eine Gruppe Wolken, die vor der Sonne vorbeizogen. Die Pflanze hatte die ganz leichte Verdunklung wahrgenommen, die ich nicht bemerkt hatte. Als die Wolken vorüber waren, erhielt die Pflanze ihre normale Vollkraft wieder, wie die registrierte Kurve erkennen lässt.« Der Philosoph Walter Benjamin sprach von einer sprudelnden Quelle, einem »Geysir neuer Bilderwelten«, durch den die Menschen in den 1920er Jahren in Büchern, Zeitschriften und Kinos Pflanzen neu entdeckten.

Renée Sintenis, Daphne, 1930, ML 76/SK 0082
Heinrich Hoerle, Topfpflanze, Jahr unbekannt. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1978/055
Resonanz-Rekorder, in: Jagadis Chunder Bose, Die Pflanzen-Schrift und ihre Offenbarungen, Zürich und Leipzig: Rotapfel 1928
Wilhelm Pfeffer, Kinematografische Studien an Impatiens, Vicia, Tulipa, Mimosa und Desmodium, 1989–1900, Auszug
Ernst Fuhrmann, Mimosa pudica, um 1930. Museum Ludwig, Köln, ML/F 2022/0005
Reaktionskurve einer Mimosa, Wirkung vorüberziehender Wolken, in: Jagadis Chunder Bose, Die Pflanzen-Schrift und ihre Offenbarungen, Zürich und Leipzig: Rotapfel 1928
Ernst Fuhrmann, Die Pflanze als Lebewesen. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag, 1930
Ernst Fuhrmann, Pfingstrose, Paeonia, um 1930. Museum Ludwig, Köln, ML/F 2022/0004
Ernst Ludwig Kirchner, Braune Figuren im Café, 1928/29. Museum Ludwig, Köln, ML 10263
James Small, Geheimnisse der Botanik. Stuttgart: Franckh’sche Verlagshandlung, 1929
Carl Strüwe, Urbild der Anpassung, Meeresrhythmen im Bau einer Meeresalge, in: Urbilder, Sinnbilder, 1930. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1991/0084
Carl Strüwe, Bau einer Kettenalge als Chlorophyll-Fabrik, 1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1991/0081
»Der Kreislauf von Energie und Stoff«, in: James Small, Geheimnisse der Botanik, 1929. Stuttgart: Franckh’sche Verlagshandlung 1929
Franz Wilhelm Seiwert, Mensch, Baum, Blume, um 1917/1920. Museum Ludwig, Köln, ML/Z 1978/040
Carl Strüwe, Kieselalge mit außerordentlichem, mathematischem Feinbau, 1928. Museum Ludwig, Köln, ML/F 1991/0086
A. Pichlers Witwe & Sohn, Buchsbaum und Zeder, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/01
A. Pichlers Witwe & Sohn, Erle und Weißbirke, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/02
A. Pichlers Witwe & Sohn, Weißtanne und Ahorn, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/03
A. Pichlers Witwe & Sohn, Ebenholz und Buche, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/04
A. Pichlers Witwe & Sohn, Esche und Walnuß, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/05
A. Pichlers Witwe & Sohn, Eisenholz und Zirbelkiefer, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/06
A. Pichlers Witwe & Sohn, Kiefer und Zitterpappel, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/07
A. Pichlers Witwe & Sohn, Süßkirsche und Birnbaum, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/08
A. Pichlers Witwe & Sohn, Kleinblättrige Linde und Weinstock, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/09
A. Pichlers Witwe & Sohn, Apfelbaum und Stieleiche, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/10
A. Pichlers Witwe & Sohn, Wellingtonia gigantea und Eichenrinde, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/11
A. Pichlers Witwe & Sohn, gem. Wacholder und Lärche, um 1906. Museum Ludwig, Köln, ML/F/SL 1186/12
Karl Blossfeldt, Cucurbita, Kürbisranke, in vierfacher Vergrößerung, 1900/1928. Museum Ludwig, Köln
Werbemarke für Pflanzendünger, um 1900
Explosionskrater im BASF-Stickstoffwerk, Oppau, 1921. BASF Archiv
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Programmheft zu dem Film Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin
Das Blumenwunder (Regie: Max Reichmann), 1926, Auszug